Interview mit unseren WM-Fahrerinnen

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Zwei Flottbeker Nationalspielerinnen: Maxi Marquardt und Amelie Wortmann

„Für mich stand das nie wirklich zur Debatte, innerhalb Hamburgs zu wechseln“ und „Grundsätzlich ging es mir gar nicht so darum, was mir ein Club finanziell bietet, mir war wichtiger, wie das Feeling im Club und im Team ist“ sind sicherlich zwei wunderbare Kernaussagen dieses Interviews mit unseren beiden U21-Nationalspielerinnen Amelie Wortmann und Maxi Marquardt.

Leider konnte unsere dritte U21-Nationalspielerin, Noëlle Rother, nicht bei dem Gespräch dabei sein, das die Presseabteilung kurz vor der Abreise der Drei zur WM nach Chile geführt hat. Aber natürlich hatten Amelie und Maxi nicht nur Lobhudeleien für den GTHGC parat. Es gab auch deutliche Kritik. Und spannende Einblicke in den Alltag zweier Leistungssportlerinnen, die mit professionellem Aufwand einen reinen Amateursport betreiben. Das komplette Interview lest ihr im nächsten ClubMagazin.

Amelie und Maxi: Steigt jetzt die Vorfreude auf die WM in Chile?

Maxi: Auf jeden Fall! Ich kann es kaum erwarten, in den Flieger nach Südamerika zu steigen – das wird DAS größte Hockey-Event meiner bisherigen Karriere!

Für euch beide Stand die Nominierung für die WM ja auch bis zum Ende ein bisschen auf der Kippe. Was war passiert?

Amelie: Wir hatten nach der Nominierung noch einen kurzen Lehrgang in Köln, der sehr anstrengend war. Im Abschlusstraining habe ich dann auch noch einen Ball auf die Hand bekommen, die ist sofort dick geworden und es war sogar die Haut aufgeplatzt. Da hatte ich kurz nochmal riesig Angst, dass es das nun für mich gewesen sein könnte. Aber der Arzt konnte doch bald feststellen, dass es nur eine Prellung war.

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Neuzugang vom TTK: Maxi Marquardt

Maxi: Bei mir war es so, dass ich eigentlich seit dem Nominierungslehrgang vor 4 Wochen krank war. In den darauffolgenden Bundesligaspielen hat mich unser Trainer nicht mehr spielen lassen und beim U21-Turnier in Valencia haben mich die Ärzte auch nicht spielen lassen. Als ich nach Valencia nach Hause kam, musste ich direkt in die Notaufnahmen, weil mein Blinddarm sich entzündet hatte. Und da wurde ich auch sofort operiert. Jetzt ist aber alles optimal gelaufen, und ich darf doch noch mit zur WM. Dafür bin ich natürlich sehr dankbar und auch riesig erleichtert.

Maxi, du bist im Sommer vom TTK zum GTHGC gewechselt. Wahrscheinlich hattest du doch auch ein paar andere Angebote? Warum ist es Flottbek geworden?

Maxi: Ich habe eigentlich mit fast allen Hamburger Clubs geredet, aber grundsätzlich ging es mir gar nicht so darum, was mir ein Club finanziell bietet. Mir war wichtiger, wie das Feeling im Club und im Team ist und da ist Flottbek meinem „alten“ Verein schon sehr ähnlich.

Amelie, du bist vor drei Jahren aus der eigenen Jugend in die Damen gekommen. Wie war das für dich? Du warst ja auch schon im U16 und U18 Nationalmannschafts-Kader, hast du damals auch überlegt, ob du den Verein wechseln musst?

Amelie: Von den Bundestrainern wird einem immer mal wieder geraten, in die 1. Bundesliga zu wechseln, um sich einfach optimal weiter zu entwickeln. Für mich stand das nie wirklich zur Debatte, innerhalb Hamburgs zu wechseln. Und nachdem wir dann auch in meinem ersten wJA-Jahr mit den Damen nach einem Hammer-Aufstiegsderby in der Polo-Halle vor mehr als 800 Zuschauern in die Hallenbundesliga aufgestiegen sind, gab es eigentlich keine Notwendigkeit mehr für einen Wechsel.

Amelie hat gerade mit dem Studium begonnen, Maxi, du wirst im Herbst beginnen. Könnt ihr euch in die Situation von Spielerinnen bei den Damen hineinversetzen, die voll im Berufsleben stehen, ihre 40 Stunden plus in der Woche arbeiten, abends dreimal die Woche zum Training kommen und dann noch das komplette Wochenende bei einem Hockey-Auswärts-Wochenende verbringen?

Maxi: Ich bewundere die Mädels total. Ich arbeite aktuell 10 Stunden die Woche und finde das schon stressig (lacht). Ich frage mich schon, wie ich das in Zukunft alles schaffen soll und finde es echt krass, wie die Mädels das machen.
Amelie, wie schaffst du Studium und Leistungshockey zu verbinden?

Amelie: Gar nicht (lacht). Im Moment ist für mich vieles neu im Studium und somit nicht so einfach. Den ganzen Tag in der Uni zu sitzen und dann abends zu trainieren ist schon wahnsinnig anstrengend. Und ich werde natürlich meine Studienmaterialien mit nach Chile nehmen, um dann in freien Stunden dort auch zu lernen.

Maxi, bei dir soll es nächstes Jahr mit dem Medizinstudium losgehen, was für weitere Ziele hast du noch?

Maxi: Ich lerne für den Mediziner-Test, das mache ich auch bei der WM, um nicht als einzige nichts zu tun. Sonst habe ich einfach ein schlechtes Gewissen. Im Januar ziehe ich mein Krankenhaus-Pflegepraktikum vor, dann habe ich es vor dem Studium schon durch. Und dann hoffe ich, dass ich einen Studienplatz Medizin hier in Hamburg bekomme.

Was sind die Stärken und Schwächen bei Flottbek, um euch in eurer Entwicklung zur Damen-Nationalspielerin zu unterstützen?

Amelie: Wir brauchen dringend einen zweiten Platz mit voller Beleuchtung. Das Bundesligatraining dauerte zum Teil nur 45 Minuten auf dem Platz an der Otto-Ernst-Straße, weil es dann zu dunkel wurde. Ein Training gemeinsam mit dem Bundesligakader der Herren gleichzeitig auf dem Platz ist uneffektiv und teilweise auch echt gefährlich. Auch die Mittagsruhe gerade am Wochenende gibt es auf keinem anderen Platz in ganz Deutschland, das ist ein klarer Standortnachteil. Ein zweiter Kunstrasen-Platz könnte das deutlich verbessern. Unser Kondi-Trainer Peter Knipp wartet schon seit knapp 1 ½ Jahren auf eine bessere Ausstattung unseres Fitness-Raums Flottfit. Das ist echt ärgerlich, dass wir da nicht optimal trainieren können und ständig Kompromisse eingehen müssen. Der UHC hat gerade einen Fitnessbereich angebaut, der HTHC ist da auch deutlich besser aufgestellt und das Fitness-Zentrum bei Alster ist natürlich eher schon das non-plus-ultra für einen Hockey-Verein.

Maxi: Dass wir Frühtraining mit Malte und Michi unter der Woche um 7.30 Uhr machen können, ist gerade für uns Nationalspieler ein toller Service. Peter als Kondi-Training ist für das Team 3-mal die Woche da und macht ggf. noch Extra Einheiten für die Natio’s, Rekonvaleszenten und auch mal Ernährungsberatung – das ist wirklich super. Und vergessen will ich auch nicht unsere Physiotherapeutin Anni, die auch, wenn es nötig ist, immer für jeden einzelnen praktisch Tag und Nacht da ist. Unglaublich was sie für das Team leistet. Aber auch für mich als Neuling im Hamburger Westen war gerade Herbert Leonhart eine wichtige Ansprechperson für alle möglichen Dinge im täglichen Leben. Er hat mir bei allem geholfen, da ist man rundum versorgt. Das macht es einer neuen Spielerin wirklich einfach.

Wie sah denn eigentlich eine Trainingswoche im Herbst aus, als die Saison lief?

Maxi:
Montags: Regernation. Ich war meist im Fitnessstudio auf dem Laufband oder bin Fahrrad gefahren oder geschwommen
Dienstags: morgens 7.30 Uhr Frühtraining für alle die Zeit hatten, da waren wir mal mit 5 Leuten aber auch mal mit 10 Leuten auf dem Platz und haben trainiert, abends hatten wir eine Stunde Kondi und danach Training und im Anschluss in der Regel noch Video-Besprechung.
Mittwochs: wieder Athletik und danach Training
Donnerstags: Frühtraining und abends Athletik und Hockey-Training
Freitags: eher regeneratives Training oder Anreise zum Bundesliga-Spiel
Samstag: Bundesliga-Spiel
Sonntag Bundesligaspiel und ggf. wieder Heimreise

Was könnt ihr den Hockey-Kindern im GTHGC mit auf den Weg geben, Flottbek hat ja eine der größten Jugend-Abteilungen aller Hockey-Vereine in ganz Deutschland?

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Schon (fast) immer Flottbekerin: Amelie Wortmann

Amelie: Vor allem Spaß haben und nie den Spaß am Hockey und seinem Team verlieren. Natürlich muss man ein paar Opfer bringen und kann nicht auf jede Geburtstagsparty gehen, muss auch viel trainieren und fleißig sein und immer dranbleiben – auch in Phasen wo es mal nicht so gut läuft. Aber wenn man dann am Ende eben Meister ist oder an einer WM teilnehmen darf, dann hat sich das auf alle Fälle gelohnt. Wichtig ist halt, dass die Schule immer an erster Stelle bleibt, man seine Zeit gut einteilt, damit eben beides erfolgreich absolviert werden kann. Der Aufwand für das viele Training hat auch einen Nebeneffekt, man lernt sich besser zu organisieren und seine Zeit einzuteilen. So ein Teamgefühl hat man nirgendwo anders als im Mannschaftssport.

Ende des Monats findet die außerordentliche Mitgliederversammlung statt. Da geht es ja auch um ein paar wichtige Bauvorhaben, die die Rahmenbedingungen aller drei Sparten im GTHGC verbessern sollen. Was denkt ihr darüber?

Amelie: Alle Spieler und Trainer geben so viel dafür, um für den GTHGC erfolgreich zu sein und um Emotionen zu schaffen. Es wäre einfach schade, wenn wir das nur auf einem Platz und immer beengt ausüben könnten. Es kann einfach nicht sein, dass ein Club wie Flottbek nur einen Kunstrasen hat. Deswegen der Appell an alle: Bitte unterstützt die Bauvorhaben, damit wir Euch weiter erfolgreiches Top-Hockey zeigen können. Für mich wäre es das größte, mal ein Länderspiel als Flottbekerin auf der eigenen Anlage spielen zu dürfen. Wir müssen einfach professioneller werden.

Wenn die Wunsch-Fee vorbeikommt, was wünscht ihr euch in den nächsten Wochen bis Weihnachten?

Amelie: Gesund bleiben. Spaß bei der WM haben. Und bei der WM gut abschneiden.

Maxi: Eigentlich genau wie Amelie und am Ende Gold holen.

Euer Trainer Michi wurde vor 11 Jahren auf der gleichen Anlage in Chile Vize-Weltmeister mit der U21. Holt ihr endlich die nächste WM Medaille?

Amelie: Das ist der Plan, auch wenn wir nicht genau wissen, was uns im Welthockey so erwartet. Denn das einzige Spiel gegen außereuropäische Mannschaften habe ich bislang gegen Indien gespielt. Aber noch nie gegen die Top-Nationen aus Argentinien, Korea, USA, Neuseeland oder Australien – da sind wir wirklich gespannt.

Wir wünschen euch sehr viel Spaß und Erfolg bei dem größten Turnier, das eine Jugend-Nationalspielerin in ihrer Karriere spielen kann – nämlich eine Weltmeisterschaft. Wir Flottbeker sind alle sehr stolz, dass ihr den Club bei den Besten der Welt repräsentiert!

Das Interview führten zwei Redakteure des GTHGC ClubMagazins

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